Das Projekt

Sozial-ökologische Regulation netzgebundener Infrastruktursysteme am Beispiel Wasser

Was wurde untersucht?

In den für die Entwicklung von Städten und Regionen zentralen Infrastrukturbereichen der Wasser- und Energieversorgung, der Abwasserentsorgung, der Telekommunikation und des öffentlichen Personennahverkehrs vollziehen sich zahlreiche Veränderungen. Wesentlich sind hierbei Veränderungen der Bedarfsstruktur und -mengen, der politischen Rahmensetzungen, der Eigentumsverhältnisse sowie vorhandene Systemalternativen.

Im politischen Raum erleben wir seit mehreren Jahren eine intensiv geführte Diskussion um die Organisation und Qualität der Leistungen der kommunalen Daseinsvorsorge. Die Debatte konzentriert sich dabei auch bzw. gerade auf die Wasserwirtschaft. Dies verdeutlicht die besonderen Ansprüche und Vorstellungen, die seit jeher mit Wasser in Verbindung gebracht werden. Andererseits werden exemplarisch an der Wasserwirtschaft aber auch sehr grundsätzliche Fragen des Verhältnisses von Markt und Staat, Gemeinschaftsorientierung und Individualisierung aufgeworfen.

Wovon wurde ausgegangen?

Die Forschungsgruppe bezeichnet die in den Infrastruktursystemen ablaufenden Veränderungen auch als "sozial-ökologische Transformation". Damit sollen die vielfältigen Veränderungen analytisch erfasst und in ihren teilweise weit reichenden Auswirkungen nicht nur auf Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch auf die natürliche Umwelt zum Ausdruck gebracht werden. Ausgehend von den Erkenntnissen, die in dem dreijährigen Wissenschaft-Praxis-Dialog gewonnen wurden (netWORKS 1), konnte der netWORKS-Verbund einen Beitrag zur Lösung der übergreifenden Problematik der sozial-ökologischen Regulation von anstehenden Transformationsprozessen leisten.

Kommunale Daseinsvorsorge nachhaltig gestalten

In Deutschland sind es – historisch gewachsen – primär die Kommunen, die als Betreiber der Wasserversorgungsinfrastruktur agieren und die in dieser Versorgungsleistung eine wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge sehen. Sie haben diese Aufgabe bisher allein oder in der Form verschiedener Kooperationsmodelle überaus erfolgreich bewältigt. Die Herausforderungen, vor denen die Kommunen gegenwärtig stehen, sind immens. In diesem Zusammenhang ist zu fragen, wie die kommunale Dienstleistungsqualität auch unter veränderten Rahmenbedingungen sichergestellt und weiterentwickelt werden kann. Anders formuliert: Wie kann langfristig die Bereitstellung von Wasserversorgungsdienstleitungen so gewährleistet werden, dass die Qualität und Sicherheit der Versorgung gesichert sind und der universelle Zugang gewährleistet ist, dass die Preise unter sozialen Gesichtspunkten angemessen sind und die für die Nutzung dieser Dienstleistung notwendigen Systemkosten decken, dabei den Betreibern der Einrichtungen Anreize geben, in die Funktionsfähigkeit der Systeme zu investieren? Wie kann das System so offen gestaltet werden, dass es in der Lage ist, sich flexibel an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen?

Was war das Ziel des Projektes?

netWORKS hatte es sich zum Ziel gesetzt, Vorschläge auszuarbeiten, wie dieser Wandel gestaltet und in einen Korridor nachhaltiger Entwicklung gelenkt werden kann. Kommunale Gestaltungspotenziale standen dabei im Mittelpunkt. Den Kommunen sollte einerseits Systemwissen bereitgestellt werden, das es ihnen ermöglicht, die vor ihnen liegenden Herausforderungen zu erkennen und umzusetzen. Hier ging es also darum, die in sich vernetzten Auswirkungen der veränderten Rahmenbedingungen zu erkennen. Andererseits war es das Ziel, es den Städten und Gemeinden zu erleichtern, das notwendige Transformations- und Zielwissen für die zukünftige Gestaltung ihrer Ver- und Entsorgungssysteme zu erlangen.

Transdisziplinäre Bearbeitung als Reaktion auf die Komplexität der Problemlage

Die Komplexität der Problemstellung und ihre gesellschaftliche Relevanz hatten Auswirkungen auf die Methode, den Forschungsprozess und auf die Struktur des Forschungsverbundes. Ihre Bearbeitung machte gleichermaßen die Einbindung zahlreicher wissenschaftlicher Disziplinen wie auch von Entscheidungsträgern aus Politik, Verwaltung und Unternehmen notwendig. Gewährleistet wurde dies unter anderem durch die unterschiedlichen fachlichen Hintergründe der Kooperationspartner:

  • Ökonomie, vertreten durch die Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung GmbH (ARSU), Oldenburg, die den Wandel des Ordnungsrahmens und der Unternehmensstrategien in der Wasserwirtschaft untersuchte,
  • Stadttechnik, vertreten durch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU), Institut für Städtebau und Landschaftsplanung, Lehrstuhl für Stadttechnik, die konventionelle und alternative Systemlösungen miteinander verglich,
  • Ressourcenbewirtschaftung und ökologische Aspekte (Ressourcenregulation), vertreten durch das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), Frankfurt/M., das sich mit aktuellen Fragen der Bewirtschaftung und Regulierung von Trinkwasserressourcen befasste,
  • Kommunalwissenschaft, vertreten durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin, das sich den Veränderungen in der Erbringung kommunaler Leistungen widmete, und
  • Raumwissenschaft, vertreten durch das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Erkner bei Berlin, das die veränderten Raumbezüge netzgebundener Infrastruktursysteme analysierte.

Handbuch zur kommunalen Strategiebildung

Die Ergebnisse des Projektes sind in einem Handbuch mit Blick auf die kommunale Praxis gebündelt. Es ist das Anliegen dieses Handbuches, kommunalen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern eine Unterstützung für die strategische Entscheidungsfindung im Umgang mit netzgebundenen Infrastruktursystemen zu geben. Es soll den Kommunen als strategische Entscheidungshilfe dienen. Als solche zielt es direkt auf die Stärkung kommunaler Kompetenzen. Mit dem darin enthaltenen netWORKS-Ansatz zur integrierten Strategiebildung wird der Zugang zur Problemlösung nicht aus der Perspektive einer Disziplin oder eines Verwaltungsressorts gesucht, sondern mittels einer interdisziplinären Analyse und ressortübergreifenden Handlungsempfehlung unter Einbindung zahlreicher Akteure. Leitfragen der Entscheidungsfindung werden formuliert, Gestaltungspotenziale und -restriktionen deutlich gemacht, modellhaft die Wirkungen kommunaler Handlungsstrategien aufgezeigt sowie vor allem Verfahren und Instrumente zum Transformationsmanagement dargestellt.

Transformation netzgebundener Infrastruktur: Strategien für Kommunen am Beispiel Wasser
Herausgeber: Thomas Kluge, Jens Libbe,
Difu-Beiträge zur Stadtforschung Bd. 45, 2006