Entscheidungsmodell

Der netWORKS-Ansatz zur integrierten Strategiebildung

Herausforderungen der langfristigen Strategieentwicklung

Die Sicherstellung eines flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Infrastrukturangebots gehört unstrittig zu den Hauptaufgaben der Kommunen. Doch die Rahmenbedingungen dieser Aufgabe haben sich verändert. So schränkt die Finanznot die Handlungsmöglichkeiten der Städte mehr und mehr ein. Gleichzeitig sorgen die Wettbewerbspolitiken der Europäischen Kommission für erhebliche Unruhe, da sie zu Konflikten mit dem verfassungsrechtlich zugestandenen Recht auf kommunale Selbstverwaltung führen. Spätestens seit der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) ist zudem die ökonomische und ökologische Effizienz von Wasserdienstleistungen gesetzlich formulierter Anspruch. Eine technisch-ökonomische Herausforderung bildet ferner der demographische Wandel, der mancherorts zu einem erheblichen Bevölkerungsrückgang führen wird oder bereits geführt hat und der zur Anpassung der vorhandenen Ver- und Entsorgungsstrukturen zwingt. Angesichts dieser Transformationsprozesse müssen sich kommunale Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung die Frage stellen, wie eine ausreichende und angemessene Ver- und Entsorgung künftig erfolgen kann. Welche Strategie sollte gewählt werden, um die Ver- und Entsorgung auch zukünftig sicherzustellen? Ist es auf Dauer sinnvoll, wenn eine Kommune ihre Wasserversorgung privatisiert? Welche Chancen bieten alternative Formen der regionalen Kooperation? Ist es nicht besser, auch in Zukunft die Leistungen der so genannten Daseinsvorsorge von eigenen Unternehmen erbringen zu lassen? Schließlich: Wie sind die möglichen Alternativen aus der Perspektive eines nachhaltigen Infrastrukturmanagements zu bewerten?

Entscheidungshilfe für Kommunen

Als Entscheidungshilfe für Kommunen hat der Forschungsverbund netWORKS einen Ansatz zur integrierten Strategiebildung entwickelt. Dieser soll insbesondere Kommunalpolitikerinnen und -politikern, Dezernentinnen und Dezernenten sowie Amtsleiterinnen und -leitern eine Entscheidungsunterstützung geben und es ihnen ermöglichen, die Handlungsfolgen bestimmter Entscheidungen frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. Er besteht aus einer Abfolge von vier strukturierenden Schritten.

  1. Zustandsbeschreibung und Problemanalyse,
  2. Formulierung von Handlungsstrategien und deren mögliche Umsetzung,
  3. ressortübergreifende Wirkungsabschätzungen,
  4. Bewertung der gewählten Strategie anhand von so genannten Leitprinzipien mit dem Ziel, Anpassungsbedarfe zu identifizieren, um so die Strategie weiter zu entwickeln und zu optimieren.

Natürlich lassen sich im realen politischen Entscheidungsprozess diese Schritte nicht derart schematisch klar voneinander trennen. Außerdem funktionieren politische Entscheidungsprozesse in der Praxis nicht ausschließlich nach objektiven Rationalitätskriterien, sondern mindestens ebenso nach mikro- und machtpolitischen Logiken. Dennoch kann mit der hier vorgeschlagenen Abfolge der Entscheidungsfindung eine gewisse Struktur gegeben werden.

Der netWORKS-Ansatz

Die Entscheidungsfindung sollte nach dem netWORKS-Ansatz zur integrierten Strategiebildung als ein in verschiedenen Phasen unterteilter Prozess erfolgen. Der Entscheidungsprozess kann dabei charakterisiert werden als Gesamtheit der notwendigen Schritte von der Erfassung der Problemsituation bis zur Entscheidung. Das Verfahren erlaubt es, die möglichen Folgen bestimmter Entscheidungen abzuschätzen. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem dritten Schritt, der interdisziplinären bzw. ressortübergreifenden Wirkungsabschätzung, zu. Hier geht es primär darum, die möglichen Effekte bestimmter Entscheidungen antizipativ zu erfassen. Das heißt, gefragt wird nach Potenzialen, Restriktionen sowie nicht beabsichtigten negativen Folgen, die bestimmte Entscheidungen möglicherweise auslösen. Diese werden dann im vierten Schritt bewertet. Im Ergebnis dieser Bewertung können Defizite und Probleme aufscheinen, die eine Modifikation der gewählten Strategie nahe legen. Es kann sich als sinnvoll und sogar als notwendig erweisen, das Verfahren mehrfach durchzuführen, um zu einer möglichst optimalen Entscheidung zu gelangen. Insofern ist die Entscheidungsfindung kein einmaliger Prozess. Im Gegenteil: Komplexe Entscheidungssituationen und die möglichen Auswirkungen bestimmter Entscheidungen machen es unter Umständen erforderlich, alternative Möglichkeiten durchzuspielen.

Abbildung netWORKS-Ansatz zur integrierten Strategiebildung

Abbildung: netWORKS-Ansatz zur integrierten Strategiebildung
Quelle: Forschungsverbund netWORKS