Bericht zum Difu-Seminar vom 20. und 21.09.2021
Jan Hendrik Trapp und Dr. Christian Stein
Wasser und Stadtgrün spielen eine entscheidende Rolle in der Klimaanpassung. Im WebSeminar des Difu ging es um Möglichkeiten, Wasser- und Grüninfrastrukturen erfolgreich in der Stadt- und Quartiersentwicklung zu berücksichtigen.
„Wasser in der Stadt“ war über viele Jahrzehnte hinweg ein Thema, das vorrangig ingenieurtechnisch verstanden und bearbeitet wurde. Gewässer wurden vielerorts begradigt und Flüsse sowie deren Ufer wurden primär unter verkehrlichen Gesichtspunkten gestaltet. Häusliches Abwasser, aber auch Regenwasser wird vielerorts in unterirdische Kanäle ein- und dann abgeleitet. Diese „graue“, technische Infrastruktur stand lange Zeit im Fokus der urbanen Stadtentwässerung.
Veränderter Blick auf Wasser und Grün in der Stadt
Nicht erst, aber insbesondere seitdem der Klimawandel mit seinen Auswirkungen immer stärker ins Bewusstsein tritt, verändern sich die Blicke auf Wasser und seine Bedeutung für das Leben in Städten. Dabei ist Wasser zugleich eine Ressource und eine potenzielle Gefahr.
Mit den Folgen des Klimawandels erweist sich Wasser immer öfter als Bedrohung, wenn es in Form von Starkniederschlägen zu Überflutungen kommt und damit materielle Schäden und in besonders starken Fällen sogar Menschenleben zu beklagen sind. Die Überflutungsereignisse in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben vor Augen geführt, welche dramatischen Folgen extreme Regenereignisse haben können.
Zu viel und zu wenig Wasser stellt Städte vor Herausforderungen
Neben diesem Zuviel an Wasser erleben wir zugleich aber auch ein Zuwenig an Wasser: Bäume und anderes Stadtgrün leiden unter den vergangenen heißen und vor allem sehr trockenen Jahren. In Städten ist die Temperatur höher als im Umland, der Boden ist versiegelt, sodass Niederschläge schneller ablaufen und nicht den Pflanzen zur Verfügung stehen.
Verschiedene Konzepte wie dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, „Schwammstadt“ und blau-grüne Infrastruktur versuchen mit diesen Herausforderungen umzugehen. Diesen Vorgehensweisen ist gemein, dass sie bei der Wasserbewirtschaftung auf andere als vorrangig die technischen Infrastrukturen zurückgreifen. Neben technischen werden gezielt grüne Infrastrukturen wie z.B. Dachbegrünungen und grüne Freiflächen sowie blaue Infrastrukturen wie urbane Gewässer oder künstliche Wasserflächen genutzt. Ziel der Ansätze ist, die lokale Wasserbewirtschaftung im urbanen Raum wieder stärker an einen naturnahen Wasserhaushalt heranzuführen und Regenwasser möglichst vor Ort zu nutzen, zu verdunsten oder zu versickern.
Kühlung der Stadt durch Stadtgrün
Stadtgrün wird gleichsam zu einem Baustein der Stadtentwässerung und bringt Kühlung – wenn es ausreichend mit Wasser versorgt ist. Das ist ein wichtiger Effekt für Städte im Klimawandel. Wasser ist notwendig für den Erhalt und die Erbringung der Ökosystemleistungen grüner Infrastrukturen und mit seinen Effekten für das Mikroklima und seiner Ästhetik bringt es besondere Qualitäten für die Gestaltung städtischer Räume mit.
Im Online-Seminar wurde die Vernetzung von Wasser- und Grüninfrastrukturen als ein Ansatzpunkt der Klimaanpassung herausgearbeitet. Neben einer konzeptionellen Einführung in das Thema wurden strategische Ansätze zur klimaangepassten Stadt- und Quartiersentwicklung aus Köln und Erfurt vorgestellt. Während in Köln das Zuviel an Wasser im Vordergrund stand, wurde am Beispiel Erfurt thematisiert, wie Städte mit Hitze und Trockenheit umgehen können. In beiden Städten gilt eine ressortübergreifende Zusammenarbeit der kommunalen Akteur*innen als wichtiger Ansatzpunkt, um klimaangepasste Stadtentwicklung voranzubringen. Schlüsselpositionen zu dem Thema sollten qualifiziert besetzt sein, um Wasser- und Grüninfrastrukturen frühzeitig und überzeugend in kommunale Planungsprozesse einzubringen. Vom Wasser her gedacht wäre das hydraulische Konzept der Dreh- und Angelpunkt einer klimaangepassten Quartiersplanung. Anhand eines konkreten Planungsgebiets konnten die Teilnehmer*innen des Seminars einen Visionsplan für eine klimaangepasste Quartiersentwicklung entwerfen und sich dabei vertiefend mit den Potenzialen verschiedener Bausteine blauer, grüner und grauer Infrastrukturen auseinandersetzen.