Wie können klimagerechte Quartiere zukünftig aussehen?

19. November 2018 - netWORKS 4: In eigener Sache

netWORKS 4 im Diskurs mit Praxisakteuren in Berliner Fokusgebieten

Berlin ist eine von zwei Partnerstädten im Forschungsverbund netWORKS 4. Gemeinsam mit den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Wohnen, Fachbereichen aus dem Bezirksamt Pankow und weiteren Projektpartnern untersucht netWORKS 4 in Berlin für stadttypische Gebiete wie eine integrierte und vernetzte Planung und eine entsprechende Kopplung von grauen (im Projekt z.B. Wasser und Abwasser in Leitungen und Kanälen, Anlagen zur Betriebswassernutzug u.a. im Gebäude) grünen (z.B. unversiegelte Freiflächen, Bauwerksbegrünungen) und blauen (z.B. künstliche Teiche, Gerinne, Wasserspiele) Infrastrukturen umgesetzt werden können. Die genannten Infrastrukturen spielen eine zentrale Rolle für die Gestaltung klimagerechter, zukunftsfähiger Städte. Dafür stehen verschiedene definierte Maßnahmenbausteine in der räumlichen Abfolge Gebäude/Grundstück-Quartier-Kanaleinzugsgebiet zur Verfügung. Beispiele sind z.B. Dachbegrünungen, Wand- und Fassadenbegrünungen, Betriebswassernutzung, künstliche Wasserflächen oder Wasserspielplätze. Die Verknüpfung von grauen, blauen und grünen Infrastrukturen scheint auch sinnvoll, um mit den Folgen des Klimawandels wie Starkniederschlägen, Trockenperioden oder Hitze umgehen zu können.

Doch wie könnte diese Verknüpfung der Infrastrukturen im Quartier konkret aussehen? Welche Bedarfe, Ansprüche und Vorstellungen haben die lokalen Akteure? Und was heißt das für Planungsprozesse?

Zur vertieften Untersuchung und Beantwortung dieser Fragen wurde in Berlin ein Gebiet ausgewählt, das einerseits von seinen räumlich-städtebaulichen und siedlungswasserwirtschaftlich-infrastrukturellen Ausgangsbedingungen und andererseits mit Blick auf städtische Planungsprozesse geeignete Anknüpfungspunkte bietet. Der im Vorhaben netWORKS 4 betrachtete Planungsraum liegt im Stadtumbaugebiet„Greifswalder Straße“, bekannt als „Mühlenkiez“. Eine Grundlage der Planungen ist das integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) von 2017, auf deren Basis u.a. die Sanierung, Erneuerung und Erweiterung von Grün- und Freiflächen, Kitas und Schulen erfolgt. Das Stadtumbaugebiet ist durch eine Bebauung vorrangig aus den 1960/1970er-Jahre mit einem hohen Grünflächenanteil gekennzeichnet (weitere Informationen).

Ein Teil des Stadtumbaugebiets ist die geplante neue Wohnbebauung, die als „ökologisch soziales Modellquartier Michelangelostraße“ in die aktuelle Berliner Koalitionsvereinbarung aufgenommen wurde. Für das Modellquartier erfolgt zurzeit die Überarbeitung der städtebaulichen Planung im Zuge eines aufwändigen Beteiligungsverfahrens  (vertiefende Informationen).

In Abstimmung mit den Fachbereichen Stadtplanung und Stadterneuerung im Bezirksamt Pankow (Abt. Stadtentwicklung und Bürgerdienste, Stadtentwicklungsamt) wurden im Stadtumbaugebiet „Greifswalder Straße“ und darin dem Gebiet des ökologisch-sozialen Modellvorhabens Michelangelostraße verschiedene "Fokusgebiete" ausgewählt, in denen Machbarkeitsstudien für gekoppelte Wasserinfrastrukturen entwickelt werden. Die Fokusgebiete sollen sowohl Schwerpunktthemen des Bestandsgebietes als auch des Neubau-Planungsgebietes abdecken und beispielgebend für stadttypische Maßnahmen sein. Orientiert an den Bedarfen des Landes Berlin wie z.B. der „Berliner Schulbauoffensive“ wurden Fokusgebiete mit sozialen Infrastrukturen (Kita und Schule) ausgewählt. So sollen die im Rahmen von netWORKS 4 erarbeiteten Vorschläge für einen veränderten Umgang mit Ressourcen in Schulen und Kitas – Schule als ökologischer Lernort – genutzt werden. Ziel ist die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen im Stadtumbaugebiet im Rahmen des anstehenden Baugeschehens. Gleichzeitig liefern sie eine gezielte Vorgabe im Rahmen möglicher Förderprogramme. Zum anderen wurden Fokusgebiete bestimmt, anhand derer sich die Zusammenhänge von Wohngebäude, Grundstück und Quartier bearbeiten lassen. Typisch sind Grün- und Freiflächen, für die integriert mit den angrenzenden Gebäuden Varianten gekoppelter Wasserinfrastrukturen entwickelt werden.

Für die Fokusgebiete mit sozialer Infrastruktur wurden im Rahmen von Stakeholder-Workshops Vorschläge für die Gestaltung der Wasserinfrastrukturen erarbeitet. Dabei kamen verschiedene Materialien zu den Standort- und Liegenschaftsbedingungen und Informationsmaterialien zu den einzelnen Maßnahmenbausteinen gekoppelter Infrastrukturen zum Einsatz. Die Materialien unterstützen die Kommunikation mit und zwischen den Praxisakteuren im Rahmen der Workshops.


Bildquelle: Jeremy Anterola, Dreiseitl, 4.7.2018


Bildquelle: Jeremy Anterola, Dreiseitl, 4.7.2018

In gemeinsamer Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, des zuständigen Bezirksamts sowie weiterer lokaler Akteure (z.B. Träger der sozialen Infrastrukturen) wurden unter der Leitung und Moderation von netWORKS 4 Optionen der Kopplung grau, grün, blauer Infrastrukturen erarbeitet. Grundlage dabei waren die vorab abgestimmten nichtmonetären Projektziele wie z.B. Erlebbarkeit und Identifikation, Umweltbildung oder natürlicher Wasserhaushalt. Neben der Dokumentation der Ideen in Form von Planskizzen wurde insbesondere der Diskussionsprozess mit dem Abwägen von Vor- und Nachteilen einzelner Bausteine, subjektiven Präferenzen und Interessen festgehalten. netWORKS 4 unterstützte den Diskussionsprozess in Form von fachlichem Input zu den Maßnahmenbausteinen und einem methodischen Gerüst, das die Frage der Beiträge der Optionen zu den zuvor definierten Zielen betont.


Bildquelle: Jeremy Anterola, Dreiseitl, 4.7.2018

Die Ergebnisse der partizipativen Workshops werden aktuell in planerischen Machbarkeitsstudien verdichtet und sollen eine Grundlage des weiteren Stadtumbau- und Planungsprozesses sein.