Institutionenökonomische Analyse im Zusammenhang mit der Umsetzung neuartiger Wasserinfrastrukturen
Das aktuelle netWORKS Paper beschäftigt sich mit der institutionenökonomischen Analyse im Zusammenhang mit der Umsetzung neuartiger Wasserinfrastrukturen. Es geht der Frage nach, welche institutionellen Designs für eine mit geringeren Kosten verbundene Umsetzung geeignet sind. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die Aufgaben und Rollen durch neuartige Infrastrukturen im Vergleich zu konventionellen Wasserinfrastrukturen verändern können.
Das Paper geht dabei zunächst auf die technischen Systeme der neuartigen Wasserinfrastruktursysteme unter Berücksichtigung der bisherigen Wasserinfrastruktur ein und arbeitet heraus, welche neuen Aufgabenfelder bzw. Rollen existieren und welche institutionelle Ausgestaltung eine effiziente Koordination der Rollen gewährleisten kann. Die Ausführungen in diesem Paper zeigen, dass für eine kostengünstige Einführung von neuartigen - also innovativen und differenzierten - Wasserinfrastrukturen gewisse institutionelle Regeln vorzusehen sind. Die Umsetzung der verschiedenen Systemvarianten kann dann sowohl Vorteile hinsichtlich der Erreichung von Umweltzielen, eine Flexibilitätserhöhung sowie – zumindest langfristig – Kostensenkungen für Konsumenten herbeiführen.
Aufgrund der vielen dezentralen bzw. lokalen Gegebenheiten eines Wasserinfrastruktursystems – insbesondere unter Berücksichtigung von Pfadabhängigkeiten – sowie den Unsicherheiten über die Vorteilhaftigkeit der verschiedenen Systemvarianten scheint eine gewisse Rationalität dafür zu bestehen, Entscheidungskompetenzen über das zu implementierende System der Kommune bzw. per Delegation dem Abwasserentsorger zuzuordnen. Dies gilt umso mehr unter der Annahme, wenn die Kommune als Ziel die Senkung von Kosten aus Konsumentenperspektive hat und über das lokale Wissen verfügt, was bei räumlich differenzierten Wasserinfrastrukturen von besonderer Bedeutung ist. Durch eine Zuordnung der Systementscheidung an einen bestimmten Akteur könnte auch ein "Herausbrechen" aus dem System der (kommunalen) Wasserinfrastruktur und damit ein "Rosinenpicken" vermieden werden.
Die Zuordnung an einen Akteur mit lokalem Wissen ist umso bedeutender, als dass sich durch die Differenzierung von Stoffströmen sowie der Hebung von Potenzialen in der Wärmerückgewinnung eine Vielzahl von technischen Interdependenzen ergibt, welche effizient koordiniert werden sollten. Eine solche optimierte Koordination kann auch die Sektorenkopplung verschiedener Systeme (hier Wasser und Wärme) beinhalten.
Ralf Ott, Anna Wallbrecht, Nils Bieschke (2016): Institutionenökonomische Analyse der Umsetzung neuartiger Wasserinfrastrukturen. netWORKS-Papers Nr. 33, Berlin.
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