"Das Wasser ist zu schade um in der Toilette runtergespült zu werden." – Akzeptanz von Grauwasserbehandlung und Wärmerückgewinnung im Wohnungsbau
Seit fast zwei Jahren forscht netWORKS 3 zu intelligenten wasserwirtschaftlichen Systemlösungen. Mit dem aktuell erschienenen netWORKS Paper werden die ersten Ergebnisse einer NutzerInnenbefragung von Gebäuden mit innovativer Abwassertechnologie vorgestellt. In vier Berliner Gebäuden mit Grauwasseraufbereitung, zwei davon gewinnen zusätzlich Wärme aus dem Grauwasser zurück, befragten ForscherInnen des ISOE die MieterInnen bzw. EigentümerInnen von insgesamt 45 Haushalten zu ihren Wahrnehmungen, Bewertungen, Einstellungen und wie die BewohnerInnen im Alltag mit der Technologie in Berührung kommen. In den Wohnungen wird das aufbereitete Grauwasser für die Toilettenspülung verwendet.
"Man merkt gar nichts – und das ist ja das Gute daran." Aussagen wie diese stehen stellvertretend für die überwiegend positiven Erfahrungen und dafür, dass die Grauwasserbehandlungsanlage im Alltag kein Thema ist. Vor allem das unauffällige Funktionieren bewerten die BewohnerInnen als positiv. Die ökologischen Aspekte, wie z.B. die Wasser- und Ressourceneinsparung stehen für die Nutzenden gegenüber den finanziellen Aspekten deutlich im Vordergrund. So spielt der symbolische Gehalt eines vermuteten Umweltnutzens bei Vielen eine entscheidende Rolle.
Die MieterInnen wiesen einen unterschiedlichen Informationsstand auf, einige wünschen sich mehr Hintergrundinformationen: "…. Hätte mir schon gewünscht, dass wir beim Einzug durch ein Infoschreiben informiert worden wären oder uns jemand genauer erklärt hätte, was da gemacht wird."
Um die heterogenen Sichtweisen zu systematisieren wurden die Antworten der Befragten hinsichtlich ihres Interesses und ihrer Nachhaltigkeitsorientierung gruppiert. So ergaben sich fünf Nutzertypen, neben den "Umweltbewussten und Überzeugten" und den "modernen Convenience-orientierten" die "distanziert Skeptischen", "Sauberkeitssensiblen" und "desinteressiert Gleichgültigen". Die Sauberkeitssensiblen schildern beispielsweise vereinzelt einen Mehraufwand beim Reinigen und für den Putzmitteleinsatz. Wenige stören sich auch an den hin und wieder auftretenden Verfärbungen des Wassers.
Vor allem Baugemeinschaften oder auch Investoren mit starker Umwelt- und Innovationsorientierung gelten bei den Befragten als wichtige Pioniere und Multiplikatoren zur Etablierung innovativer Abwassersysteme. Jutta Deffner, die Leiterin der Studie, fasst die Bedeutung der Ergebnisse für zukünftige Bauvorhaben zusammen: "Die positiven Erfahrungen mit den innovativen Technologien zeigt, dass diese alltagstauglich sind. Wichtig ist außerdem, dass sich Investoren und Hausverwaltungen auf die unterschiedlichen Nutzertypen einlassen und ihre Bedürfnisse und Interessen in der kommunikativen Ansprache aufgreifen. Vor allem, um das Verständnis für die Technologien und eventuell auftretende Auffälligkeiten im Betriebswasser zu fördern."
Die gesamte Studie zum Nachlesen gibt es hier.