Forschungsverbund netWORKS begleitet die Umsetzung neuartiger Systemlösungen im Umgang mit häuslichem Abwasser in einem Passivhaus-Bauvorhaben
Im Frankfurter Stadtteil Bockenheim baut die ABG FRANKFURT HOLDING (ein Wohnungsunternehmen der Stadt Frankfurt am Main) 66 Wohnungen und eine Kindertagesstätte im Passivhaus-Standard. In dem neuen Gebäude, das bis Ende 2015 fertiggestellt sein soll, kommen zukunftsweisende Technologien des Grauwasserrecyclings und der Wärmerückgewinung aus häuslichem Abwasser zum Einsatz. Das durch seinen geringen Energiebedarf für die Raumheizung ohnehin schon ressourcenschonende Passivhaus wird dadurch noch energieeffizienter. Mit dem Spatenstich in der Salvador-Allende-Straße durch Planungsdezernent Olaf Cunitz und ABG-Geschäftsführer Frank Junker ist das Bauvorhaben am Mittwoch, 16.7.2014 offiziell gestartet. Der Forschungverbund netWOKRS 3 begleitet die Umsetzung neuartiger Systemlösungen in der Siedlungswasserwirtschaft im Rahmen dieses Bauvorhabens wissenschaftlich.
Die Idee, dem häuslichen Abwasser Wärme zu entziehen und gleichzeitig auch das sogenannte Grauwasser aus Küche und Bad zu nutzen, ist nicht neu. Die in dem Passivhaus "Salvador-Allende-Straße" eingesetzte Technologie geht jedoch einen entscheidenden Schritt weiter: "Mit der Wärmerückgewinnung können wir das letzte 'Energieloch' im Passivhaus schließen", sagt Dr. Martina Winker vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. "Auf diesem Weg kommen wir der angestrebten Energiewende wieder ein Stück näher", hob ABG-Geschäftsführer Frank Junker hervor.
Gleichzeitig ist ein Grauwasserrecycling geplant, bei dem das nur leicht verschmutzte Abwasser aus Küche und Bad zunächst vom restlichen Schmutzwasser getrennt wird und durch die Arbeit von Mikroorganismen und den Einsatz von UV-Strahlung gereinigt und desinfiziert wird. Dieses Wasser wird der Hälfte der Wohnungen in dem neuen Passivhaus für die Toilettenspülung wieder zugeführt, so dass Trinkwasser eingespart wird. Der Feldversuch ist der erste seiner Art in Frankfurt und zählt deutschlandweit zu den größten Umsetzungen im Gebäude überhaupt.
Die Wärmerückgewinnung direkt im Gebäude bietet deutliche Vorteile gegenüber anderen Lösungen. Wird die Wärme im öffentlichen Abwasserkanal zurückgewonnen, bedarf es der Abstimmung zwischen Gebäude- und Kanalbesitzer. Und diese kann langwierig sein. "Im Gebäude selbst lässt sich das ohne solche Abstimmungsprozesse regeln", sagt Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), Kooperationspartner in netWORKS 3. "Außerdem ist die Energieausbeute deutlich höher, da hier keine Wärme auf dem Weg in den Kanal verloren geht."
Doch netWOKRS 3 geht noch einen Schritt weiter: In Gesprächen zwischen der Stadt Frankfurt am Main und netWORKS 3 wurden Modellgebiete ausgewählt, in denen die Projektpartner, darunter die Verantwortlichen des Stadtplanungsamtes Frankfurt am Main, die Stadtentwässerung Frankfurt am Main, das ISOE, COOPERATIVE Infrastruktur und Umwelt sowie HamburgWasser, künftig gemeinsam Transformationspotenziale und Ansatzpunkte für eine Umgestaltung der Wasserinfrastrukturen einer genaueren Betrachtung unterziehen werden. "Ziel ist es, wertvolle Erkenntnisse über Transformationspotenziale der Wasserinfrastrukturen nicht nur auf Gebäude- sondern auch auf Quartiersebene zu gewinnen und diese auf zukünftige Planungen übertragen zu können", sagt Dr. Engelbert Schramm, Geschäftsführer des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Forschungpartner in netWORKS 3.
Das Projekt "netWORKS 3: Intelligente wasserwirtschaftliche Systemlösungen in Frankfurt am Main und Hamburg" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme "Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)" gefördert.
Weitere Informationen:
- Pressemitteilung netWORKS/ISOE
- Pressemitteilung ABG
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